Kunstmuseum Liechtenstein

Licht & Stein ist der Versuch, den Traum des Konservators zu träumen und einfache, ökonomische Voraussetzungen zu schaffen, um gleichzeitig Werke der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft grosszügig präsentieren zu können. Im Zentrum steht die Herausforderung an die Möglichkeiten und Anforderungen des Präsentierens von Bildender Kunst. White Cube, Black Box, Landscape – Drei Erfahrungsräume.

White Cube: Ein von natürlichem Licht durchfluteter, weisser Raum für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Präsentation von klassischen Werken und von Malerei,Skulptur und Installation des 20. Jahrhunderts.

Black Box: Ein dunkler, grundsätzlich unbelichteter Raum und Synonym für die Kunst des angebrochenen elektronischen Zeitalters, wo Künstler Videoarbeiten, Computeranimationen und andere aus sich selbst heraus leuchtende künstlerische Formulierungen präsentieren und visualisieren können.

Landscape: Symbol für die historischen Werke des Museums und Ort der Transparenz. Ausblick aus Vaduz auf die gewaltige St. Galler und Appenzeller Bergwelt. Der Besucher erhält einen freien Blick auf ein Stück Natur, die dadurch unmittelbar in ein Verhältnis mit der Kunst im Museum tritt. Gleichzeitig wird uns bereits von Draussen der Blick ins Museum eröffnet, in ein Stück Innenleben – der aktive Puls künstlerischer Auseinandersetzung wird sichtbar.

Das Projekt ist in diesem Sinne von Innen nach Aussen entstanden, um von Aussen nach Innen zu gehen. Es ist ein Ort der Kommunikation und der Synergie unterschiedlicher künstlerischer Positionen und ein Ort,der den Dialog mit der Natur und dem Betrachter sucht. Ferdinand Hodler hat einmal gesagt: »Der Künstler kündet von der Natur, indem er die Dinge sichtbar macht; er heiligt die Formen (…) und zeigt uns eine vergrösserte, eine vereinfachte Natur, befreit von allen Details (…).Er zeigt uns ein Werk nach den Massen seiner Erfahrung, seines Herzens und seines Geistes.« Aus dieser Überzeugung heraus hat er sein Prinzip des Parallelismus entwickelt: Ein Parallelismus der Empfindung, der sich nach aussen in einen differenzierten Parallelismus der Form übersetzt.

Licht & Stein ist ein Museum der Klarheit, das gleichzeitig in einer labilen Spannung zwischen Ausgeglichenheit, Unsicherheit und Transparenz verharrt. Es ist ein Komplex von breit angelegter Benutzbarkeit. Dies trifft auch auf die für die Öffentlichkeit nutzbaren Räume zu wie Auditorium, Schulungssaal, Buch-Shop und Restaurant, aber auch für Bereiche wie Administration, Bibliothek, Archiv und Technik. Jedes Stockwerk folgt einer einfachen Struktur, die an jeder Stelle transparent ist und die die Funktion unter den verschiedensten Aufgaben optimiert. Das Haus selbst ist nach aussen ein autonomes, skulpturales Gebilde, dessen konstruktiver Abstraktionsgrad im Hodlerschen Sinne mit der Natur in Beziehung tritt. Es schafft am Ufer des alten Rheinschwemmlands unter der hohen Auskragung der grossen Säle zusätzlich einen Kunst-Ort: einen Platz der Kunst, einen Aussenraum, der vielfältig nutzbar ist – vom Zeigen von Skulpturen über Filmprojektionen bis hin zu performativen, musikalischen oder festlichen Aktivitäten, die regengeschützt im Freien stattfinden können.

Licht & Stein ist ein Haus, wo die Autorenhandschrift zugunsten eines offenen Ausstellungskonzepts zurückgenommen ist. Die Aura der Architektur ist Hintergrund und stützt die Interessen der Kunst. Licht & Stein ist ein Findling am Fuss des Burgfelsens, der den Kuratoren alle Möglichkeiten bietet, um die Visionen der Kunst sichtbar und kommunizierbar zu machen.

Das Foyer-Geschoss ist ein öffentlicher Ort ohne Sicherheitsaspekt, wo die Nutzung auch bei geschlossenem Museum möglich ist (durch einfaches Abschliessen des Lifts und der Treppe). Das Café öffnet sich auf den wettergeschützten, gleichzeitig sonnenbeschienenen und sonnengeschützten Museumsplatz. Auditorium und Schulungssaal sind getrennte Räume, die zusammen in einen grossen, multifunktionalen Ort umwandelbar sind.

Die einzelnen, kleineren Ausstellungsräume im kleinen Saalgeschoss können auch für eine grössere Ausstellung miteinander verbunden und gemeinsam genutzt werden. Administration, Archiv und Bibliothek sind so angegliedert, dass sie ein organisatorisch und wissenschaftlich effizientes Arbeiten erlauben.

Das grosses Saalgeschoss hat drei grosse, 400m²-Säle: Zweimal White Cube mit natürlichem Licht und einmal eine autonome 400m² Black-Box. Alle drei Säle können so miteinander verbunden werden, dass sie einmal einen 1’200m² grossen oder einmal einen 800m² und einen 400m² grossen Saal bilden. Die Black-Box schafft zudem auch zahlreiche Verbindungen zu Landscape, zu jener transparenten Zone, die als zusätzliche Ausstellungfläche zur Verfügung steht oder aber für repräsentative Zwecke ein ideales Forum bietet.

Kategorien
Bildung
Auftragsart
Wettbewerb
Jahr
1997
Adresse
Städtle 32
9490 Vaduz
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